Glücksspiel: Sucht weitaus schädlicher als angenommen

Glücksspiel: Sucht weitaus schädlicher als angenommen

Glücksspiel: Eine Expertenkommission kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass Glücksspielsucht schwere Konsequenz haben kann. Der Bericht wurde in dem Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht und nennt psychische Schäden, Kriminalität und Suizid als mögliche Folgen von unkontrolliertem Glücksspiel. Die Kommission bestand laut Tagesschau aus Experten aus den Bereichen Glücksspielforschung, öffentliche Gesundheit, globale Gesundheitspolitik, Risikokontrolle und Regulierungspolitik.

Glücksspiel sei „eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, stellt die Studie fest. Demnach kann Glücksspielsucht zu physischen wie psychischen Schäden führen, Beziehungen und Familien zerstören, das Suizidrisiko steigern, zum finanziellen Ruin führen, Kriminalität sowie häusliche Gewalt fördern und für den Verlust des Arbeitsplatzes verantwortlich sein.

Glücksspiel weitaus schädlicher als angenommen

Treibende Kraft soll dabei die Digitalisierung sein, durch die Spieler in der Lage sind, jederzeit und überall ihrer Leidenschaft nachzugehen. „Jeder, der ein Mobiltelefon besitzt, hat heute 24 Stunden am Tag Zugang zu einem Casino in seiner Tasche“, erklärt Heather Wardle von der Universität Glasgow, Co-Vorsitzende der Kommission. Die Bereiche Online-Sportwetten und Online-Casinos wachsen derzeit dem Bericht zufolge am schnellsten.

Weltweit sollen mittlerweile nahezu 450 Millionen von negativen Auswirkungen durch Glücksspiel betroffen sein, entweder durch mindestens ein Verhaltenssymptom oder einen persönlichen, sozialen oder gesundheitlichen Nachteil. 80 Millionen Menschen leiden unter einer Glücksspielstörung oder problematischem Glücksspiel.

Treibende Kraft der Sucht spielt die Digitalisierung

Der Glücksspielatlas Deutschland 2023 will wissen, dass in Deutschland rund 30 Prozent der Menschen an Glücksspielen teilnehmen. Etwa 1,3 Millionen sollen demnach eine Störung durch Glücksspiele aufweisen, weitere 3 Millionen sollen ein problematisches Glücksspielverhalten haben. Etwa jeder 13. Glücksspieler entwickle durch Teilnahme an Automatenspielen, Sportwetten und anderen Glücksspielen gesundheitliche, finanzielle oder auch soziale Probleme, heißt es.

In den vergangenen Jahren sei vor allem die Nachfrage von Online-Glücksspielenden nach ambulanten Hilfsangeboten stark gestiegen. Die Deutsche Automatenwirtschaft kritisiert die Zahlen aus dem Glücksspielatlas Deutschland 2023 als nicht belastbar, nennt allerdings keine eigenen Zahlen.

Weltweites Wachstum der Branche sei phänomenal

„Ein ausgeklügeltes Marketing und eine ausgeklügelte Technologie machen es leichter, mit dem Glücksspiel zu beginnen, und schwerer, damit aufzuhören“, erklärt Heather Wardle. Viele Produkte seien so konzipiert, dass sie zu wiederholtem und längerem Spielen anregen. „Das weltweite Wachstum dieser Branche ist phänomenal, wir müssen alle gemeinsam aufwachen und handeln.“

Zwar handelt es sich der Kommission zufolge um ein globales Problem, dieses sei aber nicht ausgeglichen auf alle Bevölkerungsschichten verteilt. Besonders gefährdet seien Menschen aus benachteiligten sozioökonomischen Gruppen. Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen seien oft weniger gut ausgestattet, um die Industrie zu regulieren und mit den dadurch entstehenden Schäden umzugehen.

Permanente Werbung für Glücksspiel-Produkte

Zudem würden vor allem Kinder und Jugendliche routinemäßig mit Werbung für Glücksspielprodukte konfrontiert. Darüber hinaus sei Glücksspiel oft in Videospiele eingebettet. „Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für die Verlockungen des leichten Geldes und die spielerische Gestaltung von Online-Spielen“, erläutert Co-Autorin Kristiana Siste von der Universität Indonesia.

In der Werbung würde die Industrie Glücksspiel grundsätzlich als harmlose Unterhaltung anpreisen. Auch daher betont Malcolm Sparrow von der Harvard Kennedy School in den USA: „Die Kommission fordert die politischen Entscheidungsträger auf, das Glücksspiel als ein Problem der öffentlichen Gesundheit zu behandeln, so wie wir andere süchtig machende und ungesunde Waren wie Alkohol und Tabak behandeln.“

Quellenangabe: Tagesschau