Lootboxen: Social-Media-Werbung verstößt gegen EU-Recht
Lootboxen: 93 Prozent der Social-Media-Anzeigen für Mobile Games mit Beutekisten verstoßen gegen EU-Verbraucherschutzrechte. Dies haben Forscher der IT-Universitetet i København im Rahmen einer Marktanalyse herausgefunden. Fans von Videospielen sind zumeist auch auf sozialen Netzwerken unterwegs und das nutzen die Publisher von digitalen Spielen für ihre Werbung aus.
Als Lootboxen werden virtuelle Schatzkisten in Computerspielen bezeichnet, die zumeist für echtes Geld gekauft werden können und eine zufällige Sammlung bestimmter Gegenstände enthalten, mit denen Spieler eventuell Vorteile in dem Game erhalten können oder sich optisch von anderen Spielern absetzen können. Die Beutekisten finden sich zumeist in sogenannten Freemium-Games, die kostenlos geladen werden können, zur Finanzierung aber auf Lootboxen setzen.
Social-Media-Werbung verstößt gegen EU-Recht
Die dänischen Forscher haben nach eigenen Angaben 185 Anzeigen für beliebte Spiele auf den Meta-Plattformen Facebook, Messenger und Instagram und die 100 meistgesehenen TikTok-Videospielanzeigen analysiert. Dabei kamen sie unter anderem zu dem Ergebnis, dass die 93 meistgesehenen illegalen TikTok-Anzeigen allein in Großbritannien mehr als 292 Millionen Mal angesehen wurden.
Viele Nutzer sozialer Netzwerke würden demnach wiederholt verbotener und sozial unverantwortlicher Werbung ausgesetzt, die wichtige und vorgeschriebene Informationen nicht enthalten. Lootboxen enthalten zumeist eine zufällige Zusammenstellung von Gegenständen, so dass es für die Spieler einem Glücksspiel gleicht, wenn sie echtes Geld in den Kauf der Schatzkisten investieren. Mehr noch, die Unvorhersehbarkeit kann zu wiederholten Ausgaben anregen und möglicherweise süchtig machende Verhaltensweisen fördern.
Lootboxen gleichen unberechenbaren Glücksspielen
Lootboxen sind in modernen Videospielen weltweit weit verbreitet: Aktuelle Marktanalysen deuten darauf hin, dass etwa 80 Prozent der umsatzstärksten Handyspiele Lootboxen verkaufen, darunter viele Spiele, die als für kleine Kinder geeignet gelten. Daher befürchten Experten, dass sie zu übermäßigen Ausgaben und langfristigen finanziellen und psychologischen Auswirkungen führen. Die Spieler wissen erst, was sie erhalten, wenn sie echtes Geld für eine Lootbox ausgegeben haben.
Im Vereinigten Königreich berichtete die Glücksspielkommission im Jahr 2022 nach einer von Ipsos durchgeführten Studie, dass 24 Prozent der Elf- bis 16-Jährigen für das Öffnen von Lootboxen schon einmal Geld ausgegeben haben. Diese Rate ist im Jahr 2023 mit 21 Prozent kaum gesunken. Die Forscher fordern daher einen besseren Schutz insbesondere von jungen Nutzern vor unüberlegten, glücksspielähnlichen Käufen. Die sozialen Medien müssten zudem besser reguliert werden. ✠
Quellenangabe: Pressetext