Online-Casinos: Google löscht kritische Berichte

Online-Casinos: Google löscht kritische Berichte

Online-Casinos: Google löscht offenbar kritische Berichte zu Glücksspielen aufgrund von manipulierten Beschwerden aus den Suchergebnissen. Die US-amerikanische Suchmaschine gilt nach wie vor als das Maß aller Dinge für Nutzer, die sich für Produkte, Angebote oder Dienste interessieren und sich über diese mittels einer Online-Recherche informieren wollen. Die Anwender verlassen sich dabei allzu oft gutgläubig auf die Ergebnisse, was allerdings immer mal wieder zu Enttäuschungen führen kann.

Zudem kann es vorkommen, dass Unternehmen oder Anbieter kritische Berichte entfernen lassen – und dabei legen sie eine erstaunliche Kreativität an den Tag. Medien berichten aktuell von einem Fall, bei dem der US-Konzern eine Kritik aufgrund von fingierten Beschwerden aus den Suchergebnissen entfernte.

Google löscht kritische Berichte zu Online-Casinos

Der Stein wurde von dem Recherche-Magazin Investigate Europa ins Rollen gebracht. Dessen Redakteure sind der Meinung, dass Unbekannte gegen einen kritischen Beitrag zu einem Online-Casino vorgingen, und dabei auf die Unterstützung Googles bauen konnten. Dazu nutzten sie vermutlich das Beschwerdesystem des US-Konzerns, das ursächlich für Urheberrechtsverletzungen eingerichtet.

Den bislang unbekannten Personen gelang es mit mehr als 50 Fake-Behauptungen, Google zu veranlassen, die kritische Berichterstattung über den Online-Casino-Betreiber aus den Suchergebnissen zu entfernen. Investigate Europa meldet, dass es sich bei dem Online-Betreiber um Soft2Bet handeln würde, der angeblich Geschäftsverbindungen zu mehr als 100 illegalen Glücksspielangeboten unterhalten soll.

Magazin Investigate Europa deckt Missbrauch auf

Die Online-Journalisten kamen der Manipulation recht einfach auf die Schliche, da sie kurz nach Veröffentlichung eines Berichts auffällige Online-Aktivitäten bemerkten. Demnach gaben sich ebenso Unbekannte als Mitglieder der Redaktion aus und hinterließen falsche Behauptungen zu dem Bericht, der eben die ominösen Geschäftsverbindungen von Soft2Bet zu mehr als 100 illegalen Glücksspielangeboten zum Inhalt hatte.

Das Ziel der Kampagne bestand offenkundig darin, den Bericht unter allen Umständen aus den Suchergebnissen von Google zu entfernen. Dazu bedienten sich die Unbekannten nicht nur falschen Behauptungen, sondern publizierten den originalen Artikel zudem dutzendfach neu im Internet, um derart gegenüber Google Urheberrechtsverletzungen anzumelden. Sobald dann die echten Artikel aus dem Suchindex entfernt wurden, löschten die Akteure die kopierten Artikel wieder aus dem Internet.

Der US Digital Millennium Copyright Act (DMCA)

Das Recherche-Magazin Investigate Europa will anhand von Analysen festgestellt haben, dass die Unbekannten mehr als 50 sogenannte „Takedown Notices“ unter Berufung auf den US Digital Millennium Copyright Act (DMCA) eingereichten. Der DMCA gibt Online-Urhebern das Recht, die Entfernung von Inhalten aus dem Netz zu verlangen, wenn sie ihre Urheberrechte verletzt sehen. Google wiederum ist als US-amerikanisches Unternehmen zur Einhaltung der Regelung verpflichtet.

Ein Sachverhalt, um den die Akteuere wussten und den sie gezielt dazu ausnutzten, den unliebsamen Bericht aus den Suchergebnissen zu entfernen. Wirklich überraschend ist die Vorgehensweise allerdings nicht, Datenschützer, Spezialisten und Politiker warnen bereits seit geraumer Zeit, dass der US Digital Millennium Copyright Act zunehmend missbraucht wird, um Kritiker zum Schweigen zu bringen.

Google rät Betroffenen eine Gegenmeldung einzureichen

Der auf die Regulierung von Online-Plattformen spezialisierte Europa-Abgeordnete Tiemo Wölken warnt entsprechend: „Böswillige Akteure nutzen Urheberrechtsschutzsysteme aus, um die Presse online zu zensieren, und das ist wirklich besorgniserregend. (…) Es ist schlicht zu leicht, eine unliebsame Berichterstattung subtil zu unterdrücken.“ Aljosa Ajanovic, Berater des europäischen Netzwerks für digitale Rechte, pflichtete Wölken bei. Er betonte, dass die angewandte Taktik relativ simpel, aber höchst effektiv sei. Als Reaktion auf den Trend fordern Kritiker einen besseren Schutz der journalistischen Arbeit.

Google hat inzwischen auf die Ergebnisse der Recherche reagiert und erklärt, dass man ein vielschichtiges System verwende, um Missbrauch zu erkennen. Von Fake-Beschwerden zu Online-Casino-Artikeln Betroffenen gibt der US-Konzern den Rat, eine entsprechende Gegenmeldung einzureichen, damit der Fall erneut überprüft werden könne.

Quellenangabe: Online-Casino-Zeitung