Bitcoin: Kryptowährung in El Salvador in der Krise

Bitcoin: Kryptowährung in El Salvador in der Krise

Bitcoin: El Salvador hat ein Problem, und das ist hausgemacht. Rund ein Jahr nach Einführung der Kryptowährung als Zahlungsmittel schlittert das Land in eine Krise. „Start-up Präsident“ Bukele reagiert unberechenbar und scheint die Probleme des Landes mit der Digitalwährung noch weiter verschärft zu haben. Der Einzelhandel des Landes akzeptiert die Kryptowährung zwar nach wie vor, die Kunden interessieren sich aber für diese nicht mehr.

Vor einem Jahr gaben sie immerhin die 30 Dollar Startguthaben aus, die ihnen die Regierung beim Download der Chivo-App in Bitcoin schenkte. Mit der App werden in El Salvador Bitcoin-Geschäfte abgewickelt, und 30 Dollar sind in dem Land eine Menge Geld. Seitdem allerdings herrscht absolute Bitcoin-Flaute.

Kryptowährung verschärft Krise in El Salvador

Ein Jahr nach der Einführung als Zahlungsmittel ist die Bilanz ernüchternd. Präsident Nayib Bukele versprach zwar vollmundig mehr Investitionen und Wohlstand. Die Kryptowährung sollte helfen, die Ungleichheit zu bekämpfen und Jugendliche ohne Perspektive und ohne Bankkonto davon abhalten, sich kriminellen Banden anzuschließen. Doch fast nichts davon hat sich erfüllt, kritisiert Ökonom Ricardo Castaneda vom Instituto Centroamericano de Estudios Fiscales: „Wir haben sehr viel Propaganda erlebt und wenig Ergebnisse.“

Bukele, der sich selbst als „CEO von El Salvador“ bezeichnet, will von der Kritik nichts wissen. Er träumt weiter von einer Bitcoin-Stadt, in der Investoren kaum Steuern zahlen müssen, und deren Energie vom Vulkan Conchagua geliefert wird. Krypto-Fans ist Bukele ein Held und Vorreiter, sie sind davon überzeugt, dass die Digitalwährung dem Land aus der Misere helfen wird.

Bevölkerung will von Bitcoin nichts wissen

Die Menschen im Land dagegen waren von Beginn an skeptisch. Ein Teil der Landbevölkerung hat nicht mal Zugang zu Elektrizität, geschweige denn zu einem Handy oder Datenvolumen. Drei Millionen Menschen sollen die Chivo-App zwar heruntergeladen haben – aber oft nur, um das Startgeld einzustreichen. Dass der Kurs unter die Marke von 20.000 US-Dollar abrutschte, befeuert zusätzlich die Angst vor der Kryptowährung. 70 Prozent der Menschen arbeiten im informellen Sektor, ohne Arbeitsvertrag und Absicherung.

„Wenn sie 25 Cent verlieren, kann das bedeuten, dass sie nichts zu essen kaufen können“, erklärt Ökonom Castaneda. Passt der Bitcoin zu einem Land wie El Salvador? Ökonom Castaneda findet klar „nein“: Einerseits, weil Institutionen ausgehöhlt werden und die Korruption nicht entschieden bekämpft werde. Anderseits wegen der Finanzprobleme, die Kryptowährung entpuppe sich hier nicht als Lösung, sondern Teil des Problems. Wenn El Salvador einen Kredit brauche, müsse das Land wegen seines Risikoprofils nun deutlich höhere Zinsen zahlen, sagt Castaneda. ✠