Sport, Sucht, Schulden: Das dunkle Geschäft der Wettanbieter

Sport, Sucht, Schulden: Das dunkle Geschäft der Wettanbieter

Sportwetten: Anbieter von Online-Wetten setzen in Deutschland auch durch Partnerschaften mit Fußballvereinen Milliarden um. Das war allerdings viele Jahre illegal. Das machen sich spezialisierte Firmen zunutze, um Geld für Betroffene zurückzufordern.

Spielsucht ist in Deutschland längst eine anerkannte Krankheit. Eine Erhebung des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung Hamburg und der Universität Bremen will ergeben haben, dass im Jahr 2021 rund 2,3 Prozent der Deutschen ein gestörtes Spielverhalten hatten.

Süchtige stützen sich auf ihr vermeintliches Fachwissen

Der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge sind Online-Sportwetten zwar „wesentlich weniger verbreitet als die ebenfalls sehr riskanten Automaten- und Casinospiele“, allerdings trete hier im besonderen Maße „ein problematisches bis pathologisches Glücksspielverhalten“ auf.

Der Einsteig in die Welt der Sucht sei laut der BZgA: „Durch vermeintliches eigenes Fachwissen im Bereich der jeweiligen Sportart scheint den Nutzenden oft nicht bewusst zu sein, dass es sich dennoch um ein Glücksspiel handelt“. Insbesondere junge Männer seien betroffen.

Sportwetten von morgens bis abends

Die Betroffenen geben selben an, nach einiger Zeit „jegliche Sportart“ zu verfolgen. Dabei ändert sich im Laufe der Zeit die Blickweise: Die Spieler sehen nicht mehr, was sie verlieren, sondern wollen nur noch sehen, was die gewinnen können. Unterstützt werde dies durch kleine Erfolgserlebnisse, die sich immer mal wieder einstellen und die Spieler bei der Stange halten.

Das Geschäft mit Online-Sportwetten in Deutschland ist milliardenschwer. 7,72 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr mit Sportwetten in der Bundesrepublik aktuellen Zahlen des Deutschen Sportwettenverbandes (DSWV) zufolge umgesetzt – bei „den legalen Sportwettenanbietern“, wie der Verband betont. Denn der Schwarzmarkt sei groß – und wachse.

Abwandern vieler Spieler zu illegalen Angeboten

Zumindest haben die im DSWV organisierten Unternehmen – darunter Firmen wie Tipico, Bwin, Bet365 und Oddset – 2023 gut fünf Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahr, als es 8,2 Milliarden Euro waren. Der Verband sieht einen „Grund für den Rückgang“ im „Abwandern vieler Spielender zu illegalen Angeboten“.

Dabei haben viele der Anbieter, die heute im DSWV organisiert sind, ihr Geschäft in der Bundesrepublik selbst viele Jahre ohne Lizenz betrieben. Erst im Zuge des Glücksspielstaatsvertrages 2020 wurden Online-Sportwetten in Deutschland offiziell erlaubt, als die notwendigen Konzessionen vergeben wurden. Zuvor waren sie seit 2008 vollständig verboten.

Werbung für Sportwetten auf allen Kanälen

Für Spielsuchtgefährdete, zumal wenn sie Fans eines Vereins sind, ein großes Problem, wie Manuel sagt. Denn „die Werbung ist überall“ – und erweckte nicht zuletzt über die Bewerbung durch Stars und Clubs den Anschein des Legalen. Die BZgA beklagt zudem „die leichte Verfügbarkeit rund um die Uhr“.

Sie erhöhe das Risiko, „dass eine Glücksspielsucht entsteht“. Das gelte insbesondere für „Kombinationswetten und Live-Wetten mit hohen Gewinnen“. Es sind die Entwicklungen dieses Marktes, die auch zur Gründung von Unternehmen wie Right Now, Zockerhelden oder Gamesright geführt haben.

Gamesright hilft Betroffenen, Geld zurückzuholen

Gamesright mit Sitz in Hamburg hat es sich laut einem Bericht von NDR zur Aufgabe gemacht, „Betroffenen Geld zurückzuholen, das sie bei Online-Wetten verloren haben“, erklärt Hannes Beuck, einer der Gründer. Dafür vermittele die Firma spezialisierte Anwälte, behalte nur im Erfolgsfall eine anteilige Provision ein.

Gamesright könne man sich wie Flightright vorstellen, das sich für die Durchsetzung von Fluggastrechten gegenüber Airlines einsetzt. Im Fall von Gamesright geht es um das Zurückfordern von durch Sportwetten verlorenem Geld aus der Zeit vor 2020. Rund 2.000 Fälle betreue man, sagt Beuck: „Das ist nur die Spitze des Eisbergs.“ Denn jeden Tag bekämen sie rund 100 neue Anfragen. ✠

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